„Verleih uns Frieden“ – Das Leitmotiv, unter welches der Junge Chor der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland seine Herbstkonzerte am 10. und 11. Oktober 2015 in Nagold und Tübingen gestellt hatte, zieht sich seit Luthers Übersetzung des mittelalterlichen lateinischen Wechselgesangs „Da pacem domine“ durch die Jahrhunderte der Musikgeschichte.
Dass das Thema an Aktualität nichts eingebüßt hat, zeigt der tägliche Blick in die Nachrichten: 424 kriegerische Auseinandersetzungen weltweit listet der Heidelberger Konfliktbarometer für das Jahr 2014 – viele Gründe, um sich als junger christlicher Chor mit der musikalischen Verarbeitung der Thematik zu befassen.
Unter dem Eindruck von Kriegen und Konflikten wurde „Verleih uns Frieden“ immer wieder von Komponisten vertont. So auch von Heinrich Schütz, der den Lutherschen Friedenswunsch 1648 – am Ende des Dreißigjährigen Krieges – in seine Sammlung „Geistliche Chormusik“ aufnahm. Felix Mendelssohn Bartholdy widmete sich Mitte des 19. Jahrhunderts in seiner Choralkantante dem Thema und Hugo Distlers Bearbeitung entstand in den 1930er Jahren. Luthers Übersetzung besagt weiter: „Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott, alleine.“ Und so fügte sich auch Gottfried August Homilius’ „Domine ad adjuvandum me“ mit seinem Ruf nach Gottes Hilfe ins Bild. Mit Bachs Motette „Lobet den Herrn, alle Heiden“ rückte das Gotteslob in den Fokus.
Zu hören waren außerdem Johannes Brahms’ „Fest- und Gedenksprüche“, in welchen der Frieden ebenfalls besungen wird, sowie „Ach arme Welt, du trügest mich“ aus seinen „Drei Motetten“. Solistisch überzeugte Andreas Natterer, Bass, mit „O, mein Gott, du meine Hoffnung“, einer Vertonung des 16. Psalms von Benedetto Marcello. Die 21-jährige Geigerin Annika Schmidt brillierte mit Johann Sebastian Bachs Sonate für Violine solo sowie – begleitet vom Pianisten Alexander Altmeyer – mit der Sonate für Klavier und Violine G-Dur op. 78 von Johannes Brahms.
Ausdrucksstark und mitreißend musizierten die rund 50 Musikerinnen und Musiker und beeindruckten das zahlreich erschienene Publikum. „Schon nach den allerersten Tönen dachte ich: Der Junge Chor schafft es wirklich, sich von Projekt zu Projekt hörbar fortzuentwickeln“, so ein Besucher nach dem Konzert in Tübingen, das den vorläufigen Abschluss des Herbstprojektes des Chores bildete.
Am Samstag, 17. Oktober, ist der Chor noch einmal mit „Verleih uns Frieden“ zu hören. Das Konzert findet während der „stuttgartnacht“ um 20:15 Uhr auf Einladung der Internationalen Bachakademie Stuttgart in deren Räumlichkeiten am Johann-Sebastian-Bach-Platz in Stuttgart statt. Informationen zum Kartenvorverkauf sind auf www.bachakademie.de zu finden.