„Wollte Gott – wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben?“, schallt es fünfstimmig und ein wenig anklagend aus dem Jungen Chor der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland. Rund 70 Sängerinnen und Sänger aus Baden-Württemberg und Bayern sind zu einem Probenwochenende nach Karlsruhe gekommen und erarbeiten sich die Chorpartitur des Oratoriums EXODUS.
Der Komponist Carsten Borkowski hat das Oratorium eigens für den Internationalen Jugendtag 2019 komponiert. In zwei Probenwochenenden im April und Mai hat Chorleiter Frank Ellinger das Stück mit dem Jungen Chor einstudiert, der 2009 zum Europa-Jugendtag gegründet wurde und seitdem über 30 Konzerte gegeben hat.
„Der Auszug aus Ägypten scheint zunächst eine Geschichte zu sein, die sehr weit in der Vergangenheit liegt. Aber bei genauerem Hinsehen – gibt es eigentlich ein aktuelleres Thema als Flucht und Vertreibung? Die Suche nach Heimat und Zugehörigkeit?“, sagt Frank Ellinger, Chorleiter des Jungen Chors.
Der Weg durch die Wüste
Mit der ersten Textzeile „Hier sind wir!“ greift das Oratorium das Motto „Hier bin ich“ des IJT auf. Auch nach dem hoffnungsvollen Aufbruch des Volkes Israel aus Ägypten muss die zweifelnde Menge immer neu ermutigt werden. Wolken- und Feuersäule, Rettung vor Verfolgung im Meer, Versorgung in der Wüste, all das stellt das Volk nie ganz zufrieden – immer neu muss Mose es mehr oder weniger sanft auf das Ziel hinweisen.
„Den Auszug und die Flucht des Volkes Israel neu in Text und Musik zu fassen, war eine Idee von Frank Ellinger und mir und eine große künstlerische und planerische Herausforderung für mich als Komponisten. Für zwei so engagierte Ensembles zu schreiben, war wiederum eine große Freude, da ich eine klare Vorstellung davon hatte, was trotz knapper Probenzeit umsetzbar sein würde. Am Ende hoffe ich, dass alle Freude damit haben und wir gemeinsam dem Schöpfer die Ehre geben“, erklärt Carsten Borkowski, der auch das Textbuch aus Teilen des 2. Buches Mose und eigenen Versen zusammengestellt hat.
Das Oratorium gliedert sich in neun Bilder, die angelehnt sind an die zentralen Ereignisse und schicksalhaften Wendepunkte auf dem Weg des Volkes Israel. Die einzelnen Bilder werden teilweise rein instrumental gestaltet, außerdem gibt es erzählende Anteile, ausgeführt von einem Sprecher, die instrumental untermalt und ergänzt werden, und auch impulsive oder kontemplative Chorstücke; eine männliche und eine weibliche Solostimme ergänzen das Ensemble.
Puzzleteile werden zusammengesetzt
Am 18. und 19. Mai trifft der Junge Chor nach zwei Probenwochenenden zum ersten Mal in diesem Projekt auf das Kammerorchester Stuttgart. Es besteht für EXODUS aus knapp 30 Musikern und hat bereits getrennt vom Chor geprobt. Im Generalprobenwochenende in Stuttgart wird Dirigent Frank Ellinger Chor, Orchester, Solisten und Sprecher zusammenbringen.
„Wir freuen uns sehr darauf, zusammen mit dem Orchester dieses Oratorium zum Leben zu erwecken, die Töne in Musik zu verwandeln“, sagt Frank Ellinger. Auch Carsten Borkowski wird am Wochenende dabei sein, die rund 100 Musikerinnen und Musiker wollen die seltene Chance nutzen und den Komponisten selbst zu seiner Musik befragen.
Uraufführung am IJT
Wer Lust hat, in die Musik hineinzuhören, hat am Sonntag, 19. Mai, um 17 Uhr bei der öffentlichen Generalprobe in der Neuapostolischen Kirche in Stuttgart-Süd, die Gelegenheit. Die Uraufführung des Oratoriums wird während des Internationalen Jugendtags am Freitag, 31. Mai, um 14 Uhr in der Messehalle 5 auf dem Düsseldorfer Messegelände stattfinden.